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Peter Ablinger:
JETZT / BLACKOUT
aus "Instruments &"


Instrumente, Objekte, Elektronik, 2016/17



»Indem das reine Ich selbst sich außer sich und zerrissen anschaut, ist in dieser Zerrissenheit zugleich alles, was Kontinuität und Allgemeinheit hat, was Gesetz, gut und recht heißt, auseinander und zugrunde gegangen; alles Gleiche ist aufgelöst, denn die reinste Ungleichheit, die absolute Unwesentlichkeit des absolut Wesentlichen, das Außersichsein des Fürsichseins ist vorhanden; das reine Ich selbst ist absolut zersetzt [...]. Indem also das Verhältnis dieses Bewußtseins mit dieser absoluten Zerrissenheit verknüpft ist, fällt in seinem Geiste der Unterschied desselben, als edelmütiges gegen das niederträchtige bestimmt zu sein, hinweg, und beide sind dasselbe. [...] Dies Selbstbewußtsein, dem die seine Verworfenheit verwerfende Empörung zukommt, ist unmittelbar die absolute Sichselbstgleichheit in der absoluten Zerrissenheit, die reine Vermittlung des reinen Selbstbewußtseins mit sich selbst. Es ist die Gleichheit des identischen Urteils, worin eine und dieselbe Persönlichkeit sowohl Subjekt als Prädikat ist. Aber dies identische Urteil ist zugleich das unendliche; denn diese Persönlichkeit ist absolut entzweit, und Subjekt und Prädikat [sind] schlechthin gleichgültige Seiende, die einander nichts angehen, ohne notwendige Einheit, sogar daß jedes die Macht einer eigenen Persönlichkeit ist. [...] Alles ist ebenso, formell betrachtet, nach außen das Verkehrte dessen, was es für sich ist; und wieder was es für sich ist, ist es nicht in Wahrheit, sondern etwas anderes, als es sein will, das Fürsichsein vielmehr der Verlust seiner selbst, und die Entfremdung seiner vielmehr die Selbsterhaltung. - Was vorhanden ist, ist also dies, daß alle Momente eine allgemeine Gerechtigkeit gegenüber ausüben, jedes ebensosehr an sich selbst sich entfremdet, als es sich in sein Gegenteil einbildet und es auf diese Weise verkehrt."

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Phänomenologie des Gesites, Band 3, Frankfurt am Main 1986, S.382ff


Jetzt / Blackout, sketch: a pile of "grates/lattices"

JETZTE
Nicht alles was IST ist wirklich

Das Stück besteht aus der Zumutung einer intendiert undurchdringlichen Schichtung/Verwebung heterogener Materialien, die zum Teil auf Musikgeschichte zurückgreifen, aber zum größeren Teil aus Alltagsklängen bestehen. Das Gewebe hinterfragt das "Jetzt", und so sind auch unterschiedliche Grade von Gegenwärtigkeiten und Abwesenheiten ineinander verwoben.

Eine Hauptachse der (vielleicht noch am leichtesten identifizierbaren) Materialien besteht aus der Konfrontation einer Abtastung des Schlusssatzes der 9. Beethoven mit dem Live-Sound von Al-Jazeera-TV.

Die Synkope ist das strukturelle Hauptmotiv: das Zu-Spät oder zu Zu-Früh. Die berühmte Synkope in Beethovens 9. Symphonie auf "A- (-lle Menschen werden Brüder)" ist das Problem. Denn was heißt hier "Alle"? Die Schwestern scheinen schon mal ausgeschlossen. Und welche andere schliessen wir aus? ("Blackout" ist nur ein anderes Wort für "Synkope".)

Nicht alles was in dieser Schichtung von Un/Wirklichkeiten als "Jetzt" erscheint ist wirklich jetzt.

Nicht alles was IST ist wirklich.

thanks to Malte Giesen for technical support

for score and material, as well as for further informations, contact the publisher:

ZEITVERTRIEB WIEN BERLIN
Bryan Eubanks, Gotzkowskystr. 15, D-10555 Berlin,
T: +49 / 176 / 47 39 29 97, zeitvertrieb@proton.me



see also:

Instruments & - the series



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